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9495 Triesen
Liechtenstein
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Wanda
In der Stille des Picknicks
Hallo, ich bin Wanda.
Ich bin eine Hündin, und wenn es eine Sache gibt, die ich mehr liebe als alles andere, dann ist es Essen. Wenn ich könnte, würde ich den ganzen Tag nur fressen!
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Heute ist einer dieser perfekten Tage.​

Ludwig und Maria, meine Menschen, haben mich mit in die Berge genommen. Die Sonne scheint, der Herbstwind weht, und wir sind weit weg von all dem Trubel. Es gibt hier ein kleines Ferienhaus, das wir besuchen, aber das Beste an solchen Ausflügen ist der Picknickkorb.
Oh, dieser Korb!
Er ist prall gefüllt mit Leckereien, die sie für unser Picknick mitgebracht haben.

Ludwig macht Fotos. Er hat seine alte Kamera dabei, und sie klickt jedes Mal, wenn er ein Bild schießt. Maria kümmert sich um den kleinen Apfelbaum. Sie sagen, das Rehe und Hirsche die Blätter fressen, also bauen sie einen Zaun drumherum. Mir egal – ich kümmere mich nur um den Picknickkorb.
Jedes Mal, wenn sie nicht hinschauen, schleiche ich mich näher ans Picknicktuch.
Da liegt alles so schön aufgereiht – Gemüse, Brot, und all diese leckeren Sachen.​

​Einmal war ich besonders frech. Der Wind wehte den Geruch des leckeren Essens in meine Nase, und direkt vor mir lag ein Stückchen Brot. Es roch einfach zu gut, um zu widerstehen. Also war ich blitzschnell – schneller, als sie gucken konnten. Zack, schnappte ich mir das Brot! Ein Bissen, und weg war es. Ich schlich mich zurück, als wäre nie etwas passiert.
Ich dachte, ich sei unbemerkt davongekommen, aber später stellte sich heraus, dass Ludwig mich die ganze Zeit über beobachtet hatte. Nicht nur das – er hatte mich gefilmt! Ich sah es auf seiner Kamera.
Da war ich, mit meiner frechen Schnauze, wie ein Dieb auf leisen Pfoten.
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Und weißt du was? Als Ludwig mir das Video zeigte, lachte er. Maria auch. Sie wussten es von Anfang an. Aber naja, was soll ich sagen?
Manchmal lohnt es sich, frech zu sein.

Eine Geschichte aus der Welt des Kapuziners.
bk- 24. Oktober 2021